„Wir machen keinen Naturwein, wir machen Grand Vin!“
Was seit ein paar Jahren vage wahrzunehmen war, wurde nun immer präsenter. Manche Winzer:innen versuchen aus der „Nische“ des Naturweins zu entkommen und suchen ihr Heil in anderen Begriffen und Welten, wie zum Beispiel „Grand vin“!
Na gut. Da manche dieser Vertreter:innen auch mächtig auf die Preistube gedrückt haben, vielleicht auch ein Versuch mit einem Imagewandel konservativere Kund:innenschichten zu erreichen. Was damit aber auch einherzugehen scheint, ist eine Art „New Conventional wine making“. Natürlich wird hier bio gearbeitet, doch was sagt das schon aus! Es kommt weg, was stört und dazu, was fehlt. Vielleicht um diesen konventionelleren Gaumen auch zu gefallen. Man hat das Gefühl, es ginge nicht mehr um den ernsthaften Versuch das Hier und Jetzt unverfälscht in die Flasche zu bekommen, sondern Reintönigkeit und Stabilität zu erreichen.
Gewiss hat diese Entwicklung viel mit den immer schwieriger werdenden Umweltbedingungen im Weinbau zu tun. Es scheint mir aber nicht unbedingt eine Ursachenbekämpfung zu sein und darum wird es wohl gehen müssen. Da hilft auch kein Protest auf der Straße! So wird nun wieder gefiltert, geschönt, geschwefelt. Was kein Problem ist, sofern man es dazu sagt und nicht kokett verschweigt. Sich nicht durch die Hintertür schleicht und in das Licht des unverfälschten Weins stellt.
Es geht anders, wie wir an den brillanten 2022er Weinen von Franz Strohmeier, Joan Ramon Escoda, Catherine Riss oder Marto sehen – um nur ein paar zu nennen.
„Grand vin“ klingt aus österreichischen Kehlen nicht nur sehr lustig, sondern man fragt sich auch, was soll das sein? Eine Anlehnung an das klassische Burgund? Inhaltlich vielleicht nicht ganz falsch, ist ihr erfolgreicher reduktiver Stil, vor allem auf Kellertechnik zurückzuführen. Ist es deswegen aber schon eine Definition? Das Burgund, die Region, dessen Image und Preispunkt alle vor Neid erblassen lässt, ist ein verständliches Vorbild. Sie ist aber auch eine Region, wo Maschinenlese normal ist. Deren Umgang mit Pestiziden weltberühmt ist. Eine Region, wo wenige reich und viele arm sind. Kleine Bauern sterben, weil sie der Landspekulation zum Opfer fallen. Das wollt ihr auch?
Ich finde es schade, dass nach zwei Jahrzehnten des Aufbruchs, der Suche nach Exzellenz im Eigenen, Mittelmäßigkeit wieder genügt. Es scheint man will Pandoras Box des Naturwein klamm heimlich wieder schließen. Von mir aus müssen wir es nicht „Naturwein“ nennen, aber bullshittet nicht, liebe Produzent:innen, und verkauft uns kein „u“ für ein „i“! Macht ehrlich Wein. Wo ist das Problem?
Oder, wie der legendäre Winzer Matthieu Coste sagte:
„Conventional wine still sucks!“
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