Château de Béru!
Das Château liegt knapp zehn Kilometer östlich der Stadt Chablis, auf halbem Weg nach Tonnere. Die Lagen sind kreisförmig um das Schloss angelegt. Durch verschiedenste Expositionen und Höhenlagen ergeben sich lauter eigenständige Terroirs. Das Terroir ist deutlicher kühler als in Chablis, wodurch man im Normalfall etwa 2 Wochen später liest, was in Anbetracht der globalen Erwärmung ein enormer Segen ist. Es ist vielleicht eine der letzten Bastionen, wo in wärmeren Jahrgängen noch ein „klassischer“ Chablis möglich ist.
Château de Béru geht seit der Heimkehr von Athénaïs einen ganz eigenen Weg. Seit 20 Jahren setzt sie wieder Obstbäume, forstet auf. Sie ist keine Sozialromantikerin, sondern studierte Wirtschaftswissen. Erosion, Frost, die Auswirkungen der intensiven Bewirtschaftung haben 2004 ihr Umdenken bewirkt. Sie ist eine der wenigen! Biodynamisch gearbeitet wird seit etwa 10 Jahren. Kolleg:innen schütteln den Kopf, denn sie verschenkt damit tausende Euro des Umsatzes jedes Jahr. Dafür florieren ihre Weingärten wie eine Oase in der Wüste. Die Weine sind keine funky Interpretation der Region, sondern die Offenlegung des hervorragenden Terroirs. Bei ihr wird alles per Hand gelesen. Direkt gepresst, danach ins Holz, ganz der Tradition folgend. Wobei es aber vor allem gebrauchtes Holz und große Fässer sind. Filtration findet durch natürliche Sedimentation statt. Geschwefelt wird moderat vor der Füllung. Weinbaupolitisch ist das Chablis der nördlichste Part des Burgunds, hat aber eigentlich damit nichts zu tun. Geologisch und geographisch ist es vielmehr der südlichste Teil der Champagne und schmeckt daher wie Champagner ohne Bubbles.
Karg, mineralisch, nicht buttrig– so sollte ein Chablis schmecken!
Der neue, 22er Jahrgang präsentiert sich bereits wunderbar offen und präsent. In diesem warmen Jahr lässt die Säure mehr Raum für pure Expression. Doch es bleibt typischer Chablis und typisch Béru. Der „Einstieg“ der Chablis Terroirs de Beru 2022 ist ein Querschnitt aus allen Lagen, somit ein perfekter Wein, um die Handschrift des Weinguts kennenzulernen. Chablis Montserre 2022 ist die kühlste und höchste Lage. Er hat immer das Vibrato eines Laserstrahls mit salzig zestiger Frucht. Er ist mein Liebling. Chablis Côte aux Prêtres 2022 liegt am gleichen Hügel, etwas tiefer mit westlicher Ausrichtung. Er ist immer etwas breitschultriger, nicht so zestig und säurebetont, dafür viel Druck und Wonne. Ein Kondensat von Kimmeridge Kreidigkeit, erinnert sehr an die Grand Crus von Chablis. Clos Béru Monopole 2020, ist ein in wunderbarer Tradition, durch eine Mauer gegen den Frost eingefriedeter Weingarten. Der Wein ist unglaublich dicht und tief. Er vereint den kühlen Aspekt von Montserre, ist dabei aber kreidiger und hat mehr Druck als dieser. Feine Reduktion, gepaart mit viel Kraft und Eleganz. Massive Mineralik und dann wieder Frucht. Ein Feuerwerk ohne laut zu sein. Er ist der Primus inter pares! Er ist die Quintessenz dieses Weinguts und ein Archetyp lebendigen großen Chablis! (Schnell sein lohnt sich, wir haben nur noch 3 Flaschen)
Château de Beru ist für mich großer Chardonnay!
Leider hat uns vor einigen Tagen die traurige Nachricht erreicht, dass es aus dem Jahrgang 2024 wohl fast keine Weine geben wird. Athénaïs schrieb uns: „Harvest here is a disaster, but it’s done ! ;-)” Die vom Spätfrost geplagte Region hat es in diesem Jahr besonders schlimm erwischt. Nur knapp 10% einer normalen Ernte konnten sie retten. Also besser jetzt zuschlagen, solang es noch etwas gibt. Es freut uns enorm, dass Athénaïs Béru uns trotzdem dieses Jahr auf dem REAKTOR mit ihrer Anwesenheit bereichert und ihre hervorragenden Weine mitbringt.
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