chenin blanc
Ursprünglich zu Hause ist sie im Loire Tal - zum ersten Mal erwähnt in der Nähe von Angers, der Hauptstadt des Départements Maine-et-Loire in der Region Pays de la Loire im Westen Frankreichs.
Durch den Kolonialismus fand sie den Weg nach Südafrika, wo mittlerweile ihr weltweit größter Bestand steht. In Österreich sind die Flächenanteile bisher marginal, wobei ein paar der spannendsten Winzer, wie Claus Preisinger oder Christian Tschida, im Kleinen damit spielen
Chenins wie ein Laserstrahl
frisch, fruchtig, leichtfüßig
Poil de Lievre, von Calvez Bobinet aus Saumur, ist dabei ein archetypischer Vertreter und unser Bestseller. Immer schnell vergriffen, nun wieder da.
Saumur bedeutet Loire Chenin auf Kalk, hier Tuffeau genannt. Er ist rieslinghaft in der Frucht und burgundisch am Gaumen. Frisch und saftig. Dass Émeline Calvez, die Kellermeisterin von Calvez Bobinet, ein Händchen für diese Diva hat, beweist sie Jahr für Jahr, nicht nur beim Einstieg. In der Einzellage Les Gruches zeigt sie, wo die Reise hingehen kann, wenn alte Reben im Spiel sind, achtzig Jahre alter Weingarten, lang auf der Hefe im Holzfass ausgebaut – der Wein ist eng gefügt, die Frucht ist leiser, der Wein dabei tiefer. Anders als Chardonnay ist Chenin aber fruchtiger, leichtfüßiger. Wie ein Mittsommernachtstanz.
Quasi nebenan ist das Château Yvonne. 1990 aus dem Dornröschenschlaf von Françoise Foucault (Gründer von Clos Rougeard) geküsst und seit 1997 von Mathieu Valée mit viel Hingabe zu einem der führenden Betriebe entwickelt.
Sein Saumur Blanc ist etwas ruhiger und weltmännischer. Ein zeitloser Klassiker. Knapp 30 Flaschen seines kongenialen „Les Arbres“, einem Einzellagen Chenin, haben wir diesmal auch bekommen. Da muss man etwas tiefer ins Portemonnaie greifen, wird aber auch reichlich belohnt. Präzises Spiel mit hoher Finesse und viel Spaß beim Trinken, das ist was diese Sorte hier so gut kann.
Chenins schalkhaft und rustikal.
Weine für die Ewigkeit
Wo gerade noch Kalk die Hauptrolle spielte, gibt es weiter westlich, einen neuen Star! Der dunkle Schiefer, ist namensgebend für das Anjou Noir.
Der Chenin Ernestine von Robin Carette dabei ein stilistisches Musterbeispiel. Seine ältesten Reben zeigen welch Potenzial in der Region schlummert. Er wirkt etwas dunkler und sphärischer als seine Kolleginnen aus Saumur. Die Struktur ist vertikaler, weil die Säure und der Gerbstoff mehr im Zentrum stehen. Pure Energie eingebettet in viel Fruchtschmelz. So erscheint er etwas rustikaler, aber um nichts weniger betörend. Ein Wein, wie das schalkhafte Zwinkern eines Lausbuben.
Kenji und Mai Hodgson haben unweit ihren kleinen Keller - ein paar Flaschen aus der Lage Aussigouins 2019 gibt's noch für euch. Hier wird’s etwas wilder – zwar auch direkt gepresst, doch später gelesen und mit mehr Trub und etwas volatiler Säure gespielt. Ein Langstreckenläufer, der Zeit braucht, aber diesen göttlichen Funken von low intervention wine zeigt. Ein Wein für die Ewigkeit, aber nichts für Oberlehrer.
Gänzlich ungeschminkte Weine, aber nicht ganz so ungestüm, macht auch Benoit Courault. Sechs Jahre sind wir ihm hinterhergelaufen, bis wir letztes Jahr endlich ein paar Weine bekommen haben. Die waren dann auch im Nu weg, doch jetzt sind Petit Chemin und Co. endlich zurück. Das sind Weine auch für Einsteiger:innen.
Wer die gnadenlose Essenz der Region sucht, ist auch bei Jérôme Lambert an der richtigen Stelle - Holz für ihn eine der größten Verfälschungen im Wein, Schwefel ebenso. Karg und präzise seine Chenins, nicht immer der charmanteste Wein in der Jugend, aber strotzend vor Energie, durch Freiheit und Purismus. Genau unser Geschmack!
Ein Spiel mit dem Gerbstoff
Die dicke Traubenschale des Chenin bietet auch gute Möglichkeiten mit Maischekontakt zu spielen.
Meister dieses Fachs sind, für uns, Baptiste Cousin und François Saint-Lô.
Pied oder Les Pouches heißen ihre Weine dann. Fragil und betörend!
Weine, wie ein Manifest der low intervention. Diese Weine brauchen Zeit, offene Zuhörer und gute Gesellschaft. Lift your skinny fists like antennas to heaven - unser Olymp.