THE HEAT IS STILL ON
Dieses Jahr lässt der Sommer nicht locker.
Seit mehreren Wochen scheint Wien nicht mehr abzukühlen. Der Grill hört nicht auf zu glühen, das Dosenbier will nicht mehr kalt werden. Die Wiener Gewässer bieten schon längst keine Abkühlung mehr. Wer nicht im Urlaub ist, scheint etwas erschöpft. Erosion, Korrosion – die Promenade betoniert.
Im Laden in der Ungargasse häuft sich die Frage – “Was trinkt ihr denn bei dem Wetter gerne?” Das möchten wir allen, die es nicht regelmäßig zu uns schaffen, natürlich nicht vorenthalten.
Hier also zehn aktuelle Lieblingsweine von Paul und mir!
Schilcher Frizzante vom Godfather of Wildbacher – Franz Strohmeier. Messerscharf, präzise. Das braucht kaum Frucht, sondern strahlt voll heller Würze. Vibrierend, leicht herb und wunderbar erfrischend. Feinste Perlage. Keine Jugendsünde, sondern großes Kino.
Vini democratici à la Axel Prüfer schmeckt am besten, wenn man die Flasche teilt. Bäuerlich. Dunkelbeerig. Leichtfüßig. Belebend. 12,5 Vol % und trotzdem unverkennbar Südfrankreich. Ein bunter Mix aus Grenache, Alicante, Syrah. Leicht gekühlt, zeigt Avanti Popolo seine wunderbare Frische. Hell und verspielt – ohne jemals einen Hehl daraus zu machen ein Rotwein zu sein. Vin de soif!
Passend zum Thema – Ponzichter von Franz Weninger. Grenzüberschreitender Weinbau. Horitschon trifft auf Balf. Ungarn auf Österreich. Ein Wein wie ein Dorffest. So tanzt er regelrecht über die Zunge und die Flasche leert sich von allein. Eine Ode an die Trinkfreude, die europäische Freundschaft und einen Wein, der den Konsens trifft, wie kaum ein anderer.
Libre comme l’Air lautet das Thema bei Catherine Riss – trotz der dichten, lehmigen Böden ihrer Parzelle in Eichhoffen. Ein Wein, der vor Hedonismus und Wollust nur so trieft. Saftig, dunkel, nicht zu vergleichen mit Pinot Noir aus dem Burgund. Einmal eingetaucht, verliert man sich in der grenzenlosen Weite dieses Weins. Oldschool, zeitlos und ganz typisch Elsass!
Ke(c)k, erfrischend und leicht wird’s bei Catherinas Herzensprojekt. Ihren Blaufränkisch aus der Lage Lange Ohn gibt’s jetzt auch schon seit 2020. Aus dem Erstling ist mittlerweile ein Klassiker geworden. Straightforward mit eleganter Frucht. Erdig, würzig, doch immer mit zestiger Leichtigkeit versehen. Freudvoll, wie wir es lieben.
Blaufränkisch kann auch Boris Kovacic – das Genie überblickt das Chaos, oder in seinem Fall – das ganze Gramuri. Der Gerbstoff hier präsenter, die Frucht etwas dünkler. Rustikal und ehrlich seine Interpretation der Rebsorte. Ganz ohne Schnickschnack. Große Empfehlung von unserer Seite!
Tommy Ferriol war schon vor dem Namenswechsel einer unserer Favourites. Eine Hommage an Jolly Ferriol, das Weingut, deren Keller Tom Lubbe übernahm. Die rotfruchtige Eleganz des Syrahs trifft hier auf die wunderbare Frische des Muscat Petit Grains. Leicht gekühlt wird er zum Meisterwerk. Dass Matassa und Trinkfreude immer in einem Atemzug zu nennen sind, ist eh selbstverständlich.
Vom Süden geht’s in den Norden – Le verger de l'étang, hier der Stoff unserer Träume von Benoit Courault. Nur leicht extrahiert, bleibt die Frucht auf der hellen Seite. Ein Hauch Würze und verdammt viel Energie. Eine Idylle der Biodynamie, die sich in der Lebendigkeit der Weine widerspiegelt.
Ganz um die Ecke ist auch Jérôme Lambert zu Hause. Doch erstrahlt Zudefruit in einem anderen Licht – wo Benoit Courault sich gerade noch an der Tradition der Region orientierte, bricht Jérôme mit ihr. Holz sieht der Wein nie – er erstrahlt im weißen Gewand. Mehr auf der Fruchtseite, weniger Tannin. Zentraler im Kern, eine pure Interpretation der Rebsorte. Minimalismus mit Ecken und Kanten.
Last, but not least – Souteronne von Hervé Souhaut. Hier sind wir nicht an der Rhône, sondern schon mitten im Naturwein Mekka der Ardèche. Gamay wie diesen findet man weder an der Loire noch im Beaujolais. Aus dem fruchtbetonten Gaumenschmeichler wird hier ein schroffer Individualist. Die feine Verspieltheit der Rebsorte bleibt, ansonsten scheint der Wein nicht von dieser Welt. Damit die Verwirrung ausbleibt – 2019 pfeift gerade am meisten!
Aufmerksamen Leser:innen ist aufgefallen, dass sich nur Rotweine in dieser Liste befinden. Tatsächlich finden wir an den heißesten Tagen hier oft am meisten Freude. Ihre kühle Würze, gepaart mit roter Frucht und dezent herbem Tannin lässt uns nicht los, egal bei welchen Temperaturen.
Wichtig ist die Trinktemperatur – gerade momentan gilt: Warm wird er von allein! Zimmertemperatur ist die Trinkanleitung des letzten Jahrtausends – habt keine Scheu auch Rotweine in den Eiskübel oder Kühlschrank zu stellen und lasst euch verzaubern!
Hinterlassen Sie einen Kommentar