Weinskandal on Tour im Burgenland

Zu Gast bei Michael Wenzel und Sonja Priller 

Frisch ausgeruht, wenn auch nicht weniger von der Hitze geplagt, fahren wir mit dem Auto nach Rust. Der Ausbruch, der uns interessiert, ist nicht süß, sondern vielmehr einer aus den Konventionen. Michael Wenzel und Sonja Priller führen ihr Weingut in der nunmehr 12ten Generation – eine bewegte Familienhistorie, die die Wenzels hinter sich haben.

Michaels Großvater hat bis in die 30iger Jahre des letzten Jahrhunderts noch viel mit Furmint gearbeitet, bevor die Rebsorte „als Welsche“ komplett verschwand. Auch kaum fünf Kilometer von der ungarischen Grenze hat man sich „westlich“ orientiert – internationale Rebsorten wie Chardonnay und Cabernet Sauvignon waren die damaligen Gewinner. Es dauerte bis 1985, als Michaels Vater die ersten Furmint Reben aus Ungarn wieder holte. Kein einfaches Unterfangen, zu einer Zeit, als der eiserne Vorhang noch intakt war. Der ganze Hof erinnert an ein Museum – die alte Baumpresse von 1793 ist nicht mehr in Benutzung, aber noch funktionsfähig. Ein Ort, der vor Geschichte und Erfolg vergangener Tage nur so trieft. Nicht ohne Grund sind viele dieser prachtvollen Ruster Innenhöfe heute denkmalgeschützt.

Da alle Furmints gerade ausverkauft, beziehungsweise noch nicht gefüllt sind, probieren wir mit Michael hauptsächlich Fassproben. Aber lange müsst ihr nicht mehr warten, während ich diesen Text schreibe, wurde der Furmint aus dem Quarz 2023 bereits auf die Flasche gebracht. Die große Liebe zu dieser Rebsorte, die Michael hegt, spürt man in jedem seiner Sätze. „Furmint is a terroir translator“ meint er – und beweist es mit den nächsten drei Weinen. Aus dem Quarz, Alte Reben und Stockkultur – drei Mal Furmint, drei Mal gleich ausgebaut, drei Lagen, drei unterschiedliche Expressionen.

Am Anfang der „kleinste“ Furmint des Weinguts – „aus dem Quarz“. Namensgebend ist der im Süden von Rust aus Erosion entstandene Bodentyp. Der Wein ist wohl der klassischste Furmint unter den Dreien. Viel gelbe Frucht, Mirabelle und Birne, aber auch dieses wunderbare Spiel aus Honig und Nuss, das ich bei der Rebsorte oft finde. Belebt durch feine Säure. Ein floraler Schleier umgibt den Wein, ist aber niemals zu aufdringlich.

Der „Alte Reben“ stammt aus ebendiesem Furmint Weingarten, den Michaels Vater 1986 gepflanzt hat, vermutlich handelt es sich um die ältesten Vertreter dieser Rebsorte in Österreich. Die große Ähnlichkeit zu Chenin Blanc spürt man hier immens - mit seiner dunklen Rustikalität ist das der Anjou Noir unter den drei Furmints. Dichter, cremiger aber doch auch mit mehr Säure und Frische. Beachtlich ist die Gerbstoffstruktur! Der Wein wird zwar direktgepresst, also ohne Maischekontakt, doch Michael arbeitet mit einem sehr langen, intensiven Pressprogramm, das für viel Extraktion sorgt.  

Last but not least, „Stockkultur". Vor zehn Jahren wurde dieser Weingarten in dieser arbeitsintensiven Erziehungsform mit einer hohen Pflanzdichte angelegt. Die Idee kennen wir schon von Christian Tschida – viel Konkurrenz zwischen den nah aneinander stehenden Reben sorgt für tiefes Wurzeln, was nebenbei in den immer heißer werdenden Jahren auch von Vorteil ist, da die Wasserversorgung der Rebe gestärkt wird. Deutlich heller, präziser, mit prägnanter Reduktion versehen. Der Wein wirkt purer und geradliniger. Die Säure wie ein Laser und dennoch nicht stechend.

Alle drei stammen aus der „Native“ Serie von Sonja und Michael, die eine für sie klassische Interpretation von reinsortigen Furmints und Bläufrankisch darstellt.

Danach der kongeniale Lockvogel aus der „Wild+Free“ Serie, welche die maischevergorenen Weine ihres Schaffens umfasst.

Auch ein paar Weine der „Analogue“ Linie durften nicht fehlen – Analogue steht nicht für die Fotografie - sondern für unlogical Number – für Weine, die aus dem Rahmen fallen.

Late Releases oder Studien, wie über den bei uns in Vergessenheit geratenen Süßweinstil namens Szamorodni.

Alle Fotos auf den Etiketten entstammen dem Oeuvre  der gelernten Fotografin und Lebenspartnerin von Michael, Sonja Priller.

Wir reden viel mit ihm über die Thematik Qualität vs Trinkfluss – ein Thema, welches sich stark im Wandel befindet. Eine jüngere Generation, die einen weiten Bogen um überholzte und stark extrahierte Weine macht, obwohl  international renommierte Weinkritiker:innen noch immer solche Weine als qualitativ hochwertiger einschätzen.  

Über die Unsinnigkeit der Bepunktung, deren Objektivität in der Subjektivität eines jeden Konsumierenden verloren geht. Aber dieses Thema heben wir uns für ein anderes Mal auf...

In jedem Fall ist Michael ganz unserer Meinung, dass Qualität und Drinkability keine Antagonisten sein dürfen! Dabei muss saftig nicht gleich Glou-Glou entsprechen.

Sein Credo ist:

„Pleasure abov
e all“

 

 

 

 

 

 

 

Weine von Michael Wenzel und Sonja Priller im Weinskandal Online Shop


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