Weinskandal on Tour – Elsass I
Weinskandal on Tour – Elsass I
An einem Freitagmorgen um 11:00 erreichen wir Eguisheim, knapp fünfzehn Minuten südlich von Colmar im Bas-Rhin - einige Stunden im Auto haben wir schon hinter uns, als Hubert Hausherr uns mit offenen Armen empfängt.
Der sanfte Hüne führt uns kurz über den Hof, danach geht es in die Verkostungsstube, die im Licht des letzten Jahrhunderts erstrahlt. Die letzten Jahre waren gerade im südlichen Elsass nicht leicht. Jedes Jahr gab es Hagel und Frost, oder andere Probleme. So auch 2024, ein kühles, regenreiches Frühjahr, gefolgt von einem Sommer in dem die Hitze nur langsam kam und der Regen blieb. Die Luft war feucht und warm - optimale Bedingungen für Pilzkrankheiten aller Art. Da kommen auch die erfahrensten Winzer:innen ordentlich ins Schwitzen.
Auch über die Entwicklung der Weinbaufläche reden wir viel. Aus den ursprünglichen 9.000 Hektar im Elsass sind heute 15.000 geworden. Die Flächen im flachen Bereich, zwischen Rhein und Vogesen, waren früher ausschließlich Ackerland für Getreide. Fruchtbare Böden, optimal für die Landwirtschaft. Denn der Wein ist ein anspruchsloses Gewächs, fühlte sich im Steilhang auch wohl. Dort wo sonst nichts wächst! Im Flachen ist er aber leichter und billiger zu produzieren. So wurden seit den 1970er 6000ha dort ausgepflanzt. Die großen Genossenschaften freuten sich, doch war das wirklich der richtige Weg? Nur Wein ist heute zu wenig. So muss heute eine Genossenschaft nach der anderen schließen.
Aber zurück ins Koststübchen. Zu probieren gab es viele Weine aus 2022. Ein Jahrgang geprägt von europaweiten Gärproblemen. Auch bei ihnen gibt es noch Fässer mit etwas Restzucker. Doch die Weine die durchgegoren sind - welch Freude! Nicht sperrig, sondern animierend. Copines des Copains bleibt mein alltime favorite, aber auch der Underdog Pinot Noir zeigt sich typisch rustikal, mit hellem Kern. Was für ein nettes Wiedersehen mit den beiden.
Hinterlassen Sie einen Kommentar